Liebe Gang Gang
Ich habe mich lange nicht bei Euch gemeldet und das tut mir leid.
Während meiner Abwesenheit ist so einiges passiert, doch ich möchte gar nicht so ins Detail gehen. Der untenstehende Text liegt mir sehr am Herzen. Es ist eine Wanderung, welche für mich notwendig war. Eine Wanderung die ich dringend brauchte, aber lest selbst. Viel Spass dabei.
Heute steht eine weitere Inselerkundung an. Ich fühle mich bereit um mein "sicheres Nest" am Strand für ein paar Stunden zu verlassen.
Es ist ein schöner Herbsttag und die Sonne arbeitet sich gemächlich durch die Wolken.
Ich zieh mir einen warmen und bequemen Pullover über und gehe meinen ersten Schritt raus an die frische Luft.
Einen Fuss vor den anderen, so starte ich meinen Weg.
Mein Blick wandert über das weite Meer. Das Salzwasser formt kleine Wellen, da der Wind nicht sonderlich stark weht, ist das Wasser ziemlich ruhig.
Ich entferne mich immer weiter vom Strand und komme bei meinem Lieblingsort, dem Sonnenblumen Feld vorbei. Die Blumen stehen noch immer ganz gerade, jedoch sieht man ihnen die Müdigkeit des Sommers an. Sie haben keine Kraft mehr um in ihren Farben zu blühen und lassen immer mehr ihre Köpfe hängen.
Das macht nichts, denn braucht nicht jeder und alles einmal eine Verschnaufpause um wieder zu Kräften zu kommen?
Der Winter schleicht sich langsam an und die Sonnenblumen können sich nun entspannen. Nächstes Jahr werden sie wieder wachsen, blühen und in voller Pracht glänzen.
Ich gehe am Feld vorbei und biege in einen schmalen Wanderweg ab, welcher auf der Gegenüberliegender Seite liegt, bei welchem ich das letzte Mal entlang ging.
Dieser Weg scheint unendlich lang zu sein. Ich folge ihm immer weiter, Schritt für Schritt.
Er führt mich durch eine Wiese, den Hang hinauf.
Ein braun, orange farbebner Schmetterling gesellt sich für eine Weile zu mir und flattert frisch-fröhlich um mich herum. Manchmal bleibt er etwas zurück, manchmal ist er einige Meter voraus und irgendwann trennen sich unsere Wege wieder.
Die Strahlen der Sonne und das Laufen geben mir so warm, dass ich mir meinen Pullover ausziehe und mir um meine Hüfte binde.
Der Weg wird steiniger und steiler. Ich habe mühe um den Halt unter den Füssen nicht zu verlieren, da die Steine mich ins Rutschen bringen.
An manchen Stellen muss ich sogar zuerst Steine wegschieben um mir einen sicheren Weg zu schaffen.
Der Hügel ist viel höher als ich anfangs gedacht habe und ich komme sogar richtig ins Schwitzen.
Was wohl da oben auf mich wartet?
Schritt für Schritt gehe ich weiter und lege nur selten eine kurze Pause ein um etwas zu trinken.
Der höchste Punkt des Hügels kommt immer näher, noch sehe ich jedoch nichts ausser den Aufstieg. Ich fokussiere mich nur auf den Weg, den ich gehe. Auf den Weg, den ich kreiere, denn der vorhandene Pfad hat schon vor einigen Kilometern geendet.
Endlich, ich hab's geschafft!
Oben angekommen muss ich erst einmal verschnaufen. Es war ein anstrengender Aufstieg und es fühlte sich fast so an als hätte ich den Mount Everest in nur einem Tag bestiegen (okay, ist vielleicht etwas übertrieben aber ihr wisst was ich meine... ;) ).
nachdem ich wieder zu Atem komme, merke ich, dass ich meine Augen geschlossen habe. Ganz behutsam öffne ich sie und komme sogleich ins Staunen.
Die Aussicht ist einfach nur wunderschön. Von hier oben kann ich über einen Grossteil der Insel blicken. Es scheint als ob ich mich auf dem höchsten Punkt befinde.
Ich sehe den Strand, wo es mich angeschwemmt hat und ich sehe auch mein zu Hause, welches ich in den vergangenen Monaten mir aufgebaut habe.
Doch das ist noch lange nicht alles. Mein Blick wandert langsam weiter ins innere der Insel. Ich kann den ganzen Weg sehen, welcher ich heute gelaufen bin. Kein Wunder war der Anstieg so anstrengend, so hoch oben wie ich jetzt gerade stehe.
Ich drehe mich zur anderen Seite und eine grosse Fläche an bunten Blumen, Bäumen und Wegen überraschen mich. Hinter diesem Berg, den ich gerade bestiegen habe, liegt eine ganze Stadt!
Ich setzte mich hin und geniesse den Anblick. Ein kühler Wind bläst um mich und zerzaust mein Haar. Ich ziehe meinen Pullover wieder an.
Nach einer Weile gesellt sich ein Schmetterling zu mir. Ob es der Gleiche ist? Zumindest sieht er genau so aus wie sein Vorgänger.
Nach einigen Runden, die er um mich drehte, lässt er sich auf meiner Hand nieder.
Genau in diesem Moment fühle auch ich mich wie ein Schmetterling.
Ich fühle mich frei.
Frei und einst mit der Natur.
Ich fühle mich so klein in einer so grossen Welt.
Nach einer Weile breiter der Schmetterling seine Flügel aus und fliegt weiter.
Auch für mich wird es Zeit umzukehren damit ich vor Einbruch der Dunkelheit zurück bin. Oder zumindest soweit, dass ich mich nicht verirren kann.
Bevor ich mich dem Abstieg widme, schaue ich noch ein letztes Mal in die Ferne.
Die Stadt sieht wunderschön aus, fast schon antik. Der Herbst zeigt sich von seiner schönsten Seite und lässt die Blätter in allen herbstlichen Tönen glänzen.
Mir wird klar, auf was für einer bezaubernden Insel ich gestrandet bin. Das ist das Beste was mir passieren konnte.
Währenddessen ich zurück in Richtung zu Hause gehe, kommt ein komisches Gefühl in mir auf.
Komisch - nicht im Sinne von Schlecht. Nein, ganz im Gegenteil!
Komisch - Im Sinne von Neu. Irgendwie bin ich etwas verwirrt, aber auch ganz ruhig. Es fühlt sich an als ob der Sturm, welcher mich hierhin brachte, endlich vorbei ist. Der Sturm der bis heute immer in mir wütete, hat sich auf dem Anstieg des Berges ausgetobt und oben angekommen, hat er sich wie in Nichts aufgelöst.
In mir spüre ich nun eine gewisse Ruhe und Gelassenheit.
Ich muss lächeln und bald schön höre ich mich selbst in einem lauten Lachen.
Als ob die Sonne es durch den Sturm geschafft hat und ihre Strahlen in Form von Lachen zum Vorschein kommt.
Ich geniesse diese Leichtigkeit und fühle mich wie der Schmetterling der sich vom Wind treiben lässt.
xoxo Odi

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