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#8 Was wäre wenn...?

Autorenbild: OdiOdi

Liebe Gang Gang


Wie oft haben wir uns schon gefragt, was wäre wenn...?

Ich bin der Überzeugung, dass es in meinem Leben zwei grosse Was wäre wenn... Fragen gibt.


1. Was wäre wenn... ich keine Eiskunstläuferin geworden wäre?

Nun, es ist eine nicht ganz einfache Frage, denn ich kenne mich nur als Athletin. Ich kreiere gerne verschiedene Szenarien, was aus mir geworden wäre.


  • Ich wäre wahrscheinlich ins Gymnasium gegangen. Ich denke, dass ich eine gute Schülerin sein würde. Keine Streberin aber guter Durchschnitt. Neben der Schule würde ich zu einer Tanzgruppe dazu gehören und die Zeit oft mit meinen Freunden verbringen. Wir würden viel unternehmen, Wochenendausflüge, kurze Städtetrips und ab und an das Nachtleben unsicher machen. Vielleicht hätte ich einen Hund und wäre nun im Studium. Medizinstudium oder vielleicht um eine Primarlehrerin sein zu können...?

  • Eventuell hätte ich nach der 9. Klasse eine Lehre absolviert um schnell im Berufsleben einzusteigen. Vielleicht im Zoo, als Köchin oder in einem Blumenladen...?

  • Ich hätte eine andere Sportart für mich entdeckt und wäre dort immer am Trainieren um besser zu werden. Welche Sportart? Kunstturnen, Tennis, Skifahren...?

  • Ich wäre eine aussergewöhnliche Schauspielerin geworden und lebe nun mein Star-Leben irgendwo im Ausland.

Hätte ich die Möglichkeit, mich für eines dieser Szenarien zu entscheiden, würde ich jedoch wieder das Eiskunstlaufen wählen und dies immer und immer wieder.

Über meine Entscheidung bin ich mehr als froh und würde es nie umtauschen wollen.


2. Was wäre wenn... ich mit keinen fatalen Verletzungen zu kämpfen gehabt hätte?

Über diese Frage habe ich schon so oft nachgedacht und es verfolgt mich noch heute (vielleicht für immer?).

  • Hätte ich meinen allergrössten Kindheitstraum erreicht indem ich an den Olympischen Spielen teilnahm?

  • Wo wäre ich heute?

  • Wieweit hätte mein Talent und mein Training gereicht?

  • Wäre mein Können um ein Vielfaches besser gewesen?

So gerne würde ich es testen wollen, doch leider stehe ich nun da und habe keine Antwort auf diese Fragen.

Eines ist jedoch klar. Hätte ich all diese Verletzungen nicht gehabt, so wäre ich ziemlich sicher im Kopf immer noch eine Jugendliche. (Das meine ich jetzt nicht böse oder so, aber an den Verletzungen bin ich gewachsen und habe gelernt das Leben vielmehr zu schätzen und zu verstehen was wirklich wichtig ist.) Ich würde das Eiskunstlaufen als selbstverständlich nehmen. Ich hätte nur wenig Ahnung was Disziplin, Durchhaltevermögen und Kämpfen wirklich heisst. Ich würde meinen Körper nicht so gut fühlen und wüsste nicht, dass manchmal weniger mehr sein kann. Vielleicht wären auch meine Mentalen Stärken nicht ganz so ausgeprägt wie ich sie jetzt hatte.


Ich denke viel über diese offenen Fragen nach. Dabei merke ich, wieviel mir meine Verletzungen gezeigt haben. Sie lehrten mich unglaublich vieles.

Das mag sich nun vielleicht speziell anhören, doch waren sie meine besten Lehrer.

Verletzungen zeigten mir, dass...

... nichts selbstverständlich ist.

... alles seine Zeit braucht.

... es mehrere Arten von Schmerz gibt.

... sich alles innerhalb von Sekunden verändern kann.

... es mehr als nur Eis- und Krafttraining gibt.

Verletzungen zeigten mir ebenfalls wo meine Komfortzone endet und auf wen ich mich verlassen kann, wenn eine dunkle, dicke Wolke über mir hängt.

Verletzungen haben viel zu meiner jetzigen Persönlichkeit beigetragen.


Es bringt nichts, dass ich mir den Kopf über solche Fragen zerbreche und das weiss ich auch. Leider habe ich noch nicht herausgefunden, wie ich solche Gedanken wieder vertreiben kann. Auch ignorieren bringt über eine längere Zeitspanne nichts, denn so nehmen sie nur immer mehr Raum in meinem Kopf ein.

An solchen Tagen versuche ich mich daran zu erinnern, was ich alles erreicht habe und wie viel mich genau diese Verletzungen und meinen Weg gelehrt haben.

Ich probiere das Positive mit einem Marker anzustreichen, damit es klar zu erkennen ist.

Genau das habe ich auch heute gemacht und zwar hier und jetzt.

Wenn ich meine Gedanken mit euch teile, fühlt sich das so an, als würde ich ein wenig von meiner Last wegwerfen können.

Wie kleine Kieselsteine, die ich vom Strand zurück ins Meer schleudere.


xoxo Odi




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