Liebe Gang Gang
Hier ist das 2. Kapitel der Geschichte.
Die Suche nach dem Unbekanntem
2. Kapitel
"Hej, du bist ja schon da. Wie war es auf dem Markt, hast du alle Zutaten bekommen?" Begrüsse ich meine Freundin als ich in unser Café eintrete und sie hinter dem Tresen sehe. Emma hebt ihren Kopf und ihre dunkelbraunen Knopfaugen blicken direkt zu mir. "Ja, alles bestens. Ich war heute früh, sogar eine der ersten Kunden am Hafen und hatte eine grosse Auswahl. Bei den Mandarinen konnte ich nicht widerstehen und kaufte fast den ganzen Stand leer. Sie riechen so gut, hier riech auch Mal." Kaum hat sie ihren Satz zu Ende gesagt, streckt sie mir auch schon eine geschälte Hälfte einer Mandarine vor die Nase. Der Duft ist sehr süss und himmlisch, sodass ich Anstalten zum Zugreifen mache. "He, was machst du da? Die brauche ich für die Mandarinen-Nuss Torte, nimm dir dort drüben auf dem Tisch im Korb selbst eine raus, die sind zu vernaschen." Lachend senke ich meine Hand wieder und schnappe mir eine Mandarine des besagten Ortes. Bei Emma ist immer alles durchdacht und strukturiert. Immer dienstags gibt es bei uns am Hafen einen Früchte- und Gemüsemarkt. Dieser ist jedoch nur jenseits einer menschlichen Tageszeit geöffnet. Immer morgens von vier bis sieben Uhr dreißig. Ich bin froh, dass von uns beiden Emma die Konditorin ist und dass sie, wieso auch immer, gerne freiwillig so früh aufsteht. Wenn sie nicht auf den Markt geht, dann bereitet sie jeweils in der Küche des Cafés die Gebäcke für den jeweiligen Tagen zu. Je nach Art der Kost steht sie manchmal auch bis spät abends in ihrem Paradies. Ich bewundere Emma. Sie hat eine wahre Leidenschaft für das Backen. Das kann man leicht sehen und vor allem auch schmecken. Schon seit klein auf half sie ihrer Großmutter beim Backen. Helga, Emmas Großmutter zeigte ihr die Grundprinzipien mit dem Hantieren von Mehl, Ei und allem, was zum Backen dazugehört. Es war dementsprechend naheliegend, dass sie sich später zur Konditorin ausbildete und nun das Lucky Lukta von Helga übernahm. Das Schönste daran ist, dass Emma die Idee hatte, das Café zur Hälfte auch an mich zu übertragen. So arbeiten wir seit einigen Jahren zusammen in unserem Café. Emma kümmert sich um das Wichtigste, die Backwaren. Ich habe mein Studium in Gastronomie abgeschlossen und kenne mich demzufolge mit dem Restlichen Kompetenzen ziemlich gut aus. Zusammen sind wir das perfekte Team.
Während Emma sich dem Mandarin-Mandel Kuchen zuwendet, nutze ich die Zeit vor der Landen Öffnung, um das heutige Menu auf unsere grosse schwarze Schiefertafel zu schreiben. Daneben kritzle ich ein paar Zeichnungen wie eine Tasse Kaffee, eine Suppe und Besteck. Ein Blick auf die Wanduhr zeigt, dass es kurz vor sieben und somit Zeit zu öffnen war. Ich drehe das Schild, welches in der Eingangstür hängt auf geöffnet. Danach gehe ich zurück zum Tresen und mache mir meinen täglichen Schwarztee, welcher ich mit einem kleinen Schluck Milch verdünne. Ich weiss, ihr fragt euch nun sicherlich so etwas wie «Um Himmels Willen wieso?!» Nun ich muss zugeben, ich weiß es auch nicht so genau. Ich reiste einmal nach England und da probierte ich diese Art von Teetrinken aus und was soll ich sagen... Es schmeckt mir und finde es gerade morgens als Start in den Tag, etwas Leckeres. Gerade als ich meinen Gedanken nachgehe, wie mein Buch weitergehen könnte, welches ich momentan am Lesen bin, bringt mich die Eingangsglocke zurück zu meiner Arbeit "Guten Morgen, was darf es für Sie sein?" Begrüsse ich einen Geschäftsmann der, wie es scheint, in Eile ist und in raschen Schritten zur Theke herangelaufen kommt. Nachdem er einen Kaffee zum Mitnehmen und ein Schinken-Käse Sandwich gekauft hat, verstaut er das Essen, greift nach dem heißen Getränk und verlässt das Lucky Lukta. Nach ihm kommen weitere Geschäftsleute und bestellen Ähnliches. Das ist das Schöne an unserer Lage. Es verirren sich allerlei Arten von Leuten zu uns ins Café. Morgens sind es mehrheitlich Geschäftsleute, die vor der Arbeit im Büro ihr Frühstück holen. Gegen den Vormittag treffen sich oft eine Kleingruppe von älteren Damen. Rosa, Martha und Katrin heißen sie. Sie setzten sich immer an den gleichen Tisch vor dem Fenster und begutachten die Leute, welche vorbeiziehen. Ihnen zuzuhören kann sehr amüsant sein. Mittags ist es hier oft voll, da wir ein Mittagsmenu anbieten. Um mehr Kundschaft anzulocken hatten wir beschlossen, nebst den Backwaren und natürlich unserem Kaffee, immer eine Mahlzeit zusätzlich über den Mittag anzubieten. Zu unserer Freude läuft es sehr gut. Heute gibt es eine Karotten-Ingwer Suppe, welche ich bereits gestern am Abend zubereitet hatte. Nachmittags wird das Café von den jüngeren aufgesucht, bevor wir um 16.30 schließen. Emma und ich können uns nicht beklagen, unser Geschäft läuft sehr gut und es gibt nur wenige Tage, an welchen wir mehr rumsitzen und uns Geschichten ausdenken, als die hungrigen und durstigen Leute zu bedienen.
Unsere Stammkunden, die drei älteren Damen sind gerade dabei, sich über einen älteren Mann mit einem Welpen an der Leine zu unterhalten, während das Geräusch der Eingangsglocke zum wiederholten Male an diesem Tag ertönt. Emma und ich schauen zu unserem neuen Ankömmling und begrüssen ihn zeitgleich. "Hej Alex." Der Mann trägt eine Gelb-Schwarze Uniform und tippt an seinen Hut zur Begrüssung. Emma dreht sich zur Kaffeemaschine um und während sie einen Cappuccino vorbereitet, fährt sie fort. "Darf es einmal wie immer sein?" Alex nickt schmunzelnd und begutachtet, den noch warmen Kuchen, den Emma erst gerade eben zum Verkauf angerichtet hat. "Der sieht wieder einmal himmlisch aus, packt mir gerne noch ein Stück davon mit ein." Ich verpacke ein Stück des bereits angeschnittenen Kuchens. In der Zwischenzeit zieht Alex unsere Post aus seiner Seitentasche und deponiert sie neben der Kasse auf der Theke. "Maja hier ist was Eigenartiges für dich dabei, schau hin." Er deutet mit seinem Kopf auf einen Briefumschlag. Dann fährt er fort. "Hier steht deinen Name Maja Havet, darunter die Adresse vom Lucky Lukta. Der Brief ist jedoch nicht im besten Zustand. Er sieht so aus, als wäre er einmal um die ganze Welt gereist, bevor er hier bei dir angekommen ist. Einen Absender gibt es nicht." Ich stelle die Schachtel, in dem ich den Kuchen sicher eingepackt habe vor Alex ab und nehme den Brief in die Hand. Er hat recht, das Weiss des Briefes kann man nur noch erahnen. Der Umschlag ist zerknittert, und schmutzig. Auch die Adresse ist kaum noch zu lesen. Ich ziehe die Augenbrauen hoch und überlege. Doch mir fällt nicht ein, von wem er sein könnte. So lege ich den Brief zurück auf den kleinen Poststapel. "Danke Alex, keine Ahnung was das sein könnte. Ich werde ihn später in einer ruhigen Minute öffnen." Emma überreicht unserem Postboten seine Bestellung und nach einem kurzen Smalltalk verabschiedet er sich und setzt seine Runde fort. Emma sieht sich die erhaltene Post durch und reicht mir den Brief. "Na los, mach ihn schon auf. Ich will wissen von welchem Verehrer du den Liebesbrief erhalten hast." Sie wedelt noch immer mit dem Brief vor meiner Nase herum, ehe ich die Hand hebe und ablehne. "Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen." Ich mache Anstalten, um nach hinten in die Küche zu verschwinden. " Wie kannst du jetzt arbeiten, ohne zu wissen, was sich in diesem Umschlag befindet, komm schon mach ihn auf, bitte." Emma schaut mich bettelnd an, doch ich bleibe stur. Dass ich ein mulmiges Gefühl bei diesem Brief habe, sage ich ihr nicht. Ich erhalte schliesslich nie einfach so Post. Denn außer meiner Freundin, mit welcher ich zusammenarbeite und mir ergo keinen Brief schreiben muss, wenn sie mit mir kommunizieren möchte, gibt es nur noch meine Eltern. Da diese aufgrund ihrer Krankheit ebenfalls wegfallen, kommt mir der Brief komisch vor. Ach ja, und das Steueramt hat schon lange auf den elektronischen Nachrichtendienst umgestellt. "Nein, Emma. Ich werde ihn erst zu Hause in Ruhe öffnen. Nun konzentrieren wir uns auf unsere Arbeit und unsere Mittagskundschaft. Nicht, dass diese mit Knurrenden Mägen aus unserem Laden davonlaufen." Augenverdrehend legt Emma den Brief zurück und gibt sich geschlagen. "Na gut, aber morgenfrüh sagst du mir, was sich darin befindet. Oder noch besser, du textest es mir gleich nachdem öffnen." Meine Freundin zwinkert mir zu und dann kommen auch schon die nächsten Kunden herein.
xoxo Odi

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